Vive le Sabotage – Die Welt der G20 sabotieren!
In Hamburg treffen sich am 7. und 8. Juli die Staats-und
Regierungschef*innen jener 19 Nationalstaaten und der EU, die die
globalen Macht- und Herrschaftsverhältnisse seit Jahrzehnten dominieren.
Wie die G8/G7 ist der G20 eine Verständigungs- und
Repräsentationsplattform der Eliten, in deren Rahmen – abgeschirmt von
20.000 hochgerüsteten Sicherheitskräften – viel Heuchlerisches zu
Armutsbekämpfung, Umweltschutz und Wahrung der Menschenrechte gesagt und
das Gegenteil davon praktiziert wird.
Seit den massiven Gipfelprotesten in Heiligendamm 2007 hat sich das
weltweite Krisenregime dramatisch zugespitzt und es ist geradezu
grotesk, dass sich die dafür Hauptverantwortlichen nun erneut als
kompetente Krisenmanager*innen inszenieren wollen:
Die G20 stehen stellvertretend für eine kapitalistische Agenda der
verschärften Konkurrenz und Profitmaximierung, des umwelt- und
ressourcenvernichtenden Wachstumswahns und menschen-unwürdiger
Ausbeutungsverhältnisse überall auf der Welt. Ihre Politik forciert und
zementiert die globalen und lokalen sozialen Ungleichheiten. Die G20
sind kein einheitlicher Machtblock, ihre Akteur*-innen konkurrieren mit-
und gegeneinander, führen nach Außen (Stellvertreter*innen)-Kriege wie
in Syrien oder der Ukraine und profitieren vom Waffenexport in sämtliche
Krisenherde dieser Welt. Zugleich perfektionieren sie im Inneren den
lückenlosen Überwachungsstaat und die polizeiliche Aufrüstung. Um die
Inseln des Wohlstands errichten sie Zäune und Mauern und verteidigen sie
mit militärischen Mitteln, wobei der Tod Zehntausender, die vor den
Verwüstungen ihrer Länder flüchten, achselzuckend zur Kenntnis genommen
wird. Diejenigen, die beim G20 Gipfel zusammenkommen, stehen für genau
diese Welt!
Dieses neoliberal-technokratische Regime erhält seit einigen Jahren
wachsende Konkurrenz von rechtspopulistischenbis faschistischen
Bewegungen, die klassenübergreifend nationalistische und sexistische
Hetze betreiben, einen reaktionären Rollback in allen Bereichen
anstreben und zuletzt den rassistischen und sexistischen Immobilienmogul
Trump ins Weiße Haus spülten. Die Wahl Trumps steht symptomatisch für
die bedrohliche Lage, in der wir uns 2017 befinden.Trump wird sich mit
den brasilianischen Upperclass-Putschisten um Michel Temer, den
Brexit-Populist*innen, den EU-Imperialist*innen um Merkel, mit dem
Autokraten Putin und dem Klerikalfaschisten Erdogan u.a. in „bester“
schlechter Gesellschaft wiederfinden.
Kreativ-militante Gipfelmobilisierungen in Seattle, Genua u.a. haben
es schon einmal vermocht, dem Spektakel der Herrschenden einen Strich
durch die Rechnung zu machen. Im Jahr 2017 nehmen sie sich erneut die
großstädtische Bühne Hamburgs, um dort den temporären Ausnahmezustand
auszurufen. Hamburg mit seinem Hafen inszeniert sich gerne als
weltoffene Metropole, steht jedoch vor allem für den freien
(Container-)Warenverkehr, während zeitgleich Tausende im Mittelmeer
ertrinken.
Diese Bühne werden wir ihnen streitig machen!
Die globalen Machtverhältnisse sind immer auch umkämpft. An vielen
Orten der Welt organisieren sich Menschen trotz widrigster Umstände für
eine solidarische und emanzipatorische Welt, vielerorts in
generationenübergreifenden, antikolonialen Widerstandstraditionen. Sie
kämpfen gegen kapitalistische Ausbeutung und patriarchal-religiöse
Bevormundungen: Selbstbewusste Arbei-ter*innen wie aktuell in
Griechenland besetzen Fabriken und organisieren den Betrieb in
solidarischer Selbstverwaltung, Landbesetzungsinitiativen von
Kleinbäuer*innen in Brasilien, Bangladesh, den Philipinen und andernorts
erkämpfen sich ein Leben in Würde, LGBT*IQ-Bewegungen streiten
angesichts tödlicher Verfolgung für ein selbstbestimmtes Leben,
Migrant*innen nehmen sich ihr Recht auf Bewegungsfreiheit, mutige
Kämpfer*innen erschaffen selbstverwaltete Regionen wie in Rojava oder
Chiapas.
Wir möchten unsere Utopien gegen die beschissene Welt der G20 in
Stellung bringen. Es reicht uns! Wir wollen unsere Wut und unseren
Widerstand unübersehbar auf die Straßen Hamburgs tragen!
Wir rufen alle Gruppen und Menschen aus Berlin auf, zum G20 zu fahren
und den Gipfel zum Desaster zu machen! Ein knallendes Event ist schön,
emanzipative Veränderungen und Widerstand gegen den reaktionären
Rollback bauen allerdings auf den weniger hörbaren, jedoch
unverzicht-baren Alltagskämpfen auf!
Davon gibt es auch hier zahlreiche. Versuchen wir sie wieder
zusammenzubringen und mit dem Blick nach Hamburg kraftvoller werden zu
lassen.
Daher rufen wir euch auf, euch an einer strategischen Debatte zu
beteiligen, wie wir der Welt der G20 entgegentreten und emanzipatorische
Kämpfe jeden Tag offensiv führen können. Diskutiert in Kleingruppen,
organisiert Veranstaltungen, teilt eure Gedanken in Form von Texten. Um
sie zu veröffentlichen und einen produktiven Austausch zu ermöglichen,
haben wir folgende Diskussions-plattform eingerichtet: https://antig20berlin.noblogs.org
Wir planen eine Berliner Vollversammlung am Samstag, den 28.
Januar um 15 Uhr im Mehringhof. Achtet auf Ankündigungen auf dem Blog.
Wir stehen ein für eine soziale, solidarische und emanzipatorische
Welt, die Unterdrückung, Hierarchien und alle Formen der Diskriminierung
– auch in uns und in unseren eigenen Reihen – immer wieder in Frage
stellt und bekämpft.
Herrschaft ist immer und überall angreifbar.
Kommt mit uns nach Hamburg! Nutzt die Zeit in Berlin!
Autonom-anarchistische AntiG20-Vernetzung Berlin
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